Wo bleibt ein Seesicherheitsgesetz? Teil 2

 

Die Verabschiedung des Luftsicherheitsgesetzes (LuftSiG) beendete keineswegs die Diskussioen um den Einsatz der Bundeswehr im Inneren, der mit dem LuftSiG heraufbeschworen worden war. Die Folgezeit war durch einen entschlossenen Widerstand gekennzeichnet:

  • 10.04.2005: Wenige Wochen nach Inkrafttreten des LuftSiG wird bekannt, dass Innenminister Otto Schily ein Seesicherheitsgesetz (SeeSiG) plant. Dieses Gesetz soll es der Bundeswehr ermöglichen, Terrorangriffe von See her abzuwehren.
  • August 2005: Sachstandseinschätzung zum Seesicherheitsgesetz durch die Marineführung. Darin heißt es, dass es weitestgehend gemeinsame Vorstellungen zu notwendigen Szenarien und Ausbildungsmaßnahmen zwischen Marine/Flotte und Bundespolizei See gebe. Das Bundesministerien der Justiz, der Verteidigung und für Verkehr sowie das Auswärtiges Amt stimmen darüber überein, dass für eine umfassende verfassungsrechtliche Lösung für das Seesicherheitsgesetz notwendig ist.
    Während die Bundesregierung eine Regelung für den Bund anstrebt, sperren sich die Bundesländer (insbesondere Niedersachsen und Schleswig-Holstein) dagegen und streben eine eigene Lösung an.
  • 09.11.2005: Mündliche Verhandlung zu einer Verfassungsbeschwerde, die vier Rechtsanwälte, ein Patentanwalt und ein Flugkapitän gegen die §§ 13 bis 15 des LuftSiG eingereicht hatten.
  • 11.11.2005: Der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD wird verabschiedet. Darin heißt es: „… Wir werden nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Luftsicherheitsgesetz prüfen, ob und inwieweit verfassungsrechtlicher Regelungsbedarf besteht. In diesem Zusammenhang werden wir auch die Initiative für ein Seesicherheitsgesetz ergreifen.“
  • 15.02.2006: Der erste Senat des Bundesverfassungsgerichts entscheidet, dass § 14 Abs. 3 des LuftSiG mit dem Grundgesetz unvereinbar ist. Dieser elementare Teil des Gesetzes regelte das Verfahren, nachdem ein Flugzeug, das als Tatwaffe gegen das Leben von Menschen eingesetzt werden soll, abgeschossen werden darf.
  • Dezember 2006: Nach Medienangaben hat die Bundesregierung einen neuen Entwurf des LuftSiG erarbeitet. Darin soll der Abschuss eines Flugzeuges erlaubt sein, wenn ein „elementarer Angriff auf Gemeinschaftsgüter“ festgestellt wird.
  • 28.12.2006: SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz erklärt im Deutschlandfunk, seine Partei werde nur eine sehr, sehr enge Änderung des Artikels 35 GG (Amtshilfe der Bundeswehr) mittragen.
  • 2007: Nach Monaten intensiver Arbeit liegt ein abgestimmter Referats-Entwurf für das SeeSiG vor. Damit hatten sich die beteiligten Ministerien auf Arbeitsebene geeignigt.
  • Januar 2008: Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Professor Hans-Jürgen Papier, schließt den Abschuss von Passagiermaschinen auch bei einer Grundgesetzänderung aus. Die Garantie der Menschenwürde könne auch mit einer Verfassungsänderung nicht eingeschränkt werden.
  • 09.09.2008: Bundesinnenminister Schäuble erklärt auf der „Handelsblatt“-Sicherheitskonferenz, dass es in der laufenden Legislaturperiode kein Seesicherheitsgesetz mehr geben werde. Dieser Teil des Koalitionsvertrages „werde voraussichtlich nicht mehr erfüllt“. Die verfassungsrechtliche Klarstellung für einen Einsatz der Marine gegen Terroristen, die die Union für notwendig halte, sei mit dem Koalitionspartner SPD nicht zu machen.
  • 26.10.2009: CDU/CSU und FDP verabschieden den Koalitionsvertrag. Das Wort „Seesicherheitsgesetz“ ist darin nicht mehr enthalten. Die Koalition stellt sich hinsichtlichlich der maritimen Sicherheit das Ziel, im Vorgriff auf einen späteren Aufbau einer Nationalen Küstenwache, die Kompetenzen der gegenwärtig am Küstenschutz beteiligten Behörden zusammenzuführen.
  • 15.12.2009: Die Konrad Adenauer Stiftung führt die Fachtagung „Maritime Sicherheit“ in Berlin durch. Die Tagung erarbeitet Thesen zur maritimen Sicherheit. These 4 stellt das deutsche Dilemma heraus und fordert: „Es bedarf einer rechtlichen Klarstellung der Möglichkeiten der Marine zur Gefahrenabwehr in Küstengewässern und auf hoher See in den Bereichen, in denen die polizeilichen Vollzugsbehörden zwar über die rechtlichen Möglichkeiten, nicht aber über alle notwendigen Fähigkeiten verfügen.“
  • 18.05.2011: Das Bundesministerium der Verteidigung veröffentlicht „Verteidigungspolitische Richtlinien“. Die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung der maritimen Sicherheit sind hierin nicht mehr enthalten. Offensichtlich hat sich die Regierung von CDU/CSU und FDP von diesem Thema zurückgezogen.

Da ein Seesicherheitsgesetz für die gegenwärtige Regierung offensichtlich nicht mehr relevant ist (wie der Koalitionsvertrag zeigt) und diese Fragen für die SPD von jeher unbequem waren, ist es auch nicht verwunderlich, dass entsprechende Diskussionen völlig aus dem politischen Berlin verschwunden sind. Wohl erst ein neuer Terroranschlag, mag daran etwas ändern.

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Wo bleibt ein Seesicherheitsgesetz? Teil 1

Wie ich bereits weiter unten dargestellt habe, ist die Handlung von „Gekapert“ genau deshalb so realitätsnah, weil es in Deutschland nach wie vor an einem Seesicherheitsgesetz fehlt. Bei genauer Betrachtung ist die Sicherheit Deutschlands gegen terroristische Angriffe als unzureichend einzuschätzen. Woran liegt das? Um die Antwort darauf zu finden, lohnt ein Blick zurück:

  • 11.09.2001: Das Datum der Anschläge auf das World Trade Center in New York gilt als Beginn des vom Westen geführten „Krieg“ gegen den Terrorismus.
  • 30.09. 2001: Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel forderte den verstärkten Einsatz der Bundeswehr im Inneren, um Terrorgefahren abzuwehren. Dazu müsse geprüft werden, ob nicht eine Grundgesetzänderung und -erweiterung oder -klarstellung  erforderlich sei.
  • Juni 2002: Edmund Steuber bekräftigt die Forderung: Deutschland müsse „künftig ergänzend zur Polizei auch die Bundeswehr im Inneren einsetzen, …“ Dafür wollte die Union das Grundgesetz ändern.
  • Dezember 2002: Die Länderinnenministerkonferenz erörtert das Problem bei ihrer Tagung in Bremen. Währen einige CDU-Innenminister dafür plädieren, die Bundeswehr auch bei „Sicherheitskatastrophen“ einzusetzen, lehnen die SPD-Länder eine GG-Änderung ab, nach der die Bundeswehr auch Polizei-Aufgaben übernehmen könnte.
  • 05.01.2003: Ein Sportflugzeug, das zwei Stunden über dem Frankfurter Bankenviertel kreist, versetzt Deutschland in Angst und Schrecken. Ein offenbar verwirrter Mann hatte das Flugzeug entführt und über Funk gedroht, sich auf die Stadt zu stürzen. Bahnhof und Hochhäuser werden evakuiert, Landstraßen und der komplette Flughafen gesperrt. Nachdem Funkkontakt zu dem Piloten hergestellt worden ist, stellt sich heraus, dass der Mann auf den Tod einer amerikanischen Astronautin aufmerksam machen will, die bei dem „Challenger“-Unglück vor Jahren ums Leben gekommen war. Um 17.11 Uhr landete der Pilot sicher auf dem Flughafen.
  • Januar 2003: Das Ministerium des Inneren und das Bundesministerium der Justiz halten den Abschuss von Flugzeugen, die in ein Gebäude gelenkt werden sollen, grundsätzlich für zulässig – ohne die Verfassung ändern zu müssen.
  • September 2003: Anlässlich des zweiten Jahrestags der Anschläge vom 11. September erklärt der damalige Bundesverteidigungsminister Struck (SPD), die Bundeswehr auch zur Abwehr von Terroranschlägen im deutschen Luftraum einsetzen zu wollen. Darüber hinaus sei auch die Abwehr von maritimen Bedrohungen zu überlegen.
  • 05.11.2003: Die Bundesregierung beschließt den Entwurf des Luftsicherheitsgesetzes (LuftSiG). Seitens der Union bestehen Bedenken, ob das Gesetz verfassungskonform ist.
  • 10.04.2004: Der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Hans-Jürgen Papier, befürwortete eine Grundgesetzänderung für den Einsatz der Bundeswehr im Innern, um Terrorgefahren zu bekämpfen. Er bezweifelt, dass die Bundeswehr zum Beispiel ein Flugzeug abschießen darf, das Terroristen für einen Anschlag missbrauchen wollen. Deshalb solle man „aus Gründen der Rechtsklarheit und Rechtssicherheit die Verfassung in diesem Punkt ergänzen.“
  • 04.06.2004: Der damalige Verteidigungsminister Dr. Struck erklärt in den „Lübecker Nachrichten“, dass geprüft werde, ob das LuftSiG auch auf Schiffe ausgeweitet werden kann.
  • 09.07.2004: Der Bundesrat befasst sich mit dem LuftSiG und ruft den Vermittlungsausschuss an. In der Folgezeit kommt im Vermittlungsausschuss keine Einigung zustande.
  • 24.09.2004: Die rot-grüne Mehrheit im Bundestag verabschiedet das LuftSiG gegen den Widerstand der Union. Mit der Kanzlermehrheit wird auch der Einspruch des Bundesrats zurückgewiesen.
  • Ende 2004/Anfang 2005: Die Arbeit am Seesicherheitsgesetz (SeeSiG) beginnt.
  • 11.01.2005: Das LuftSiG wird erlassen und am 14.01.2005 im Bundesgesetzblatt verkündet. Es tritt am Folgetag in Kraft.

Damit endet keinesfalls die Geschichte des LuftSiG, sie fängt erst richtig an. Und sie verbindet sich essenziell mit dem Schicksal des Seesicherheitsgesetz.

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Wie geht’s weiter?

 

Gestern habe ich voller Neugier auf einen Anruf von Holger Neidel gewartet. Im Museum in Peenemünde war nämlich eine Besprechung anberaumt worden, in der es um die Zukunft der „Hans Beimler“ ging. Eigentlich hatte ich auch teilnehmen wollen, war aber leider anderweitig verhindert.

Was mir Holger dann am Abend berichten konnte, hat mich sehr gefreut: Ja, das Schiff wird in Peenemünde bleiben, wenn es für dessen Ausstellung ein tragfähiges Konzept gibt. Tragfähig heißt dabei, dass die „Hans Beimler“ so attraktiv sein muss, dass ausreichend Besucher angezogen werden, die das Schiff sehen wollen.

Wenn ich es richtig verstanden haben, soll die „Hans Beimler“ auf die gegenüberliegende Seite des Hafenbeckens (zum Peenestrom hin) verlegt werden und dort ein gesondertes Ausstellungsobjekt mit einer eigenen kleinen Ausstellung werden – ähnlich wie es jetzt mit dem U-Boot gemacht wird.

Natürlich sind jetzt auch die Kameraden geforderter, die sich bereits seit Jahren um das Schiff kümmern, an einem tragfähigen Konzept mitzuarbeiten, das dann im September dieses Jahres vom Aufsichtsrat des Museums abgesegnet wird. Ich habe Holger schon erklärt, dass ich mich da natürlich mit einbringe – schließlich ist es in den vergangenen Monaten durch die Arbeit an meinem Buch auch ein wenig mein Baby geworden.

Was mich natürlich besonders gefreut hat, dass das Museum sich die Buchtaufe, wie ich sie gern am 01.03.13 machen möchte, gut vorstellen kann – ich hoffe ja, auch dadurch das Interesse an dem Schiff zu wecken.

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Trailer ist fertig

Bis zur Buchveröffentlichung sind es zwar noch 230 Tage, aber der Verlag wollte schon im Vorfeld einen Videoclip/Trailer haben, um ihn auch bei internen Besprechungen einsetzen zu können.

Zuerst hatte ich einen Schreck bekommen, dass ich Videosequenzen drehen und zusammenschneiden sollte, um selbst mein Buch vorzustellen. Auf die Schnelle fielen mir einige Probleme ein, die sich mir in den Weg stellen würden: Ich habe keine Videokamera (bin bisher eher Fotofan) und keine Schnittsoftware. Was soll ich vor der Kamera erzählen? Und ich müsste nach Peenemünde fahren. Und … und …

Aber die Anfangspanik verflog und ich habe ich an die Arbeit gemacht und bin heute fertig geworden. Entstanden sind zwei Versionen:

Eine längere mit 2:40 min., die der Verlag für bestimmte Präsentationen einsetzen möchte. http://www.youtube.com/watch?v=_NTByOZElxQ&feature=youtu.be

Und ein Trailer, der eben rund eine Minute (genau 1:06 min.) lang ist. http://www.youtube.com/watch?v=WhXXo1lUe8Q&feature=youtu.be

Mir gefällt das Resultat ganz gut. Wie sehen Sie das? Über Kommentare mit Meinungen und Hinweisen würde ich mich freuen.

Hier noch vier Szenenfotos:

Der Titel der beiden Videos.

Die „Hans Beimler“ an ihrem Liegeplatz in Peenemünde.

Die Beimler mit Teleobjektiv vom Zaun aus aufgenommen.

Ich als Autor, wie ich einiges über das Buch erzähle.

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Drei weitere Videos

In den VM-Foren haben Kameraden erneut auf Links zu drei Videos der „Hiddensee“ hingewiesen, die ich hier gern wiedergeben möchte:

Die „Hiddensee“ während einer Probefahrt in den USA: http://www.youtube.com/watch?v=rNlTjqOAsOc&feature=relmfu

Startklarmachen einer Rakete: http://www.youtube.com/watch?v=NCGNPwoif7Y&feature=relmfu

Ein Testbericht zur AK-630: http://youtu.be/U_0AB42_1g0

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Wie die Idee geboren wurde.

Den eigentlichen Anstoß zu meinem Buch „Gekapert – Ein Ostseethriller“ gab Tino Semper. Freundlicherweise war er bereit, mir einige Fragen zu beantworten:

Hans-Jürgen Rusch: Wie wurde dein Interesse für die Hans Beimler geweckt? Du bist ja bei der 6. Grenzbrigade Küste gefahren und hattest so keine Verbindungen zu den Schnellbooten und nach Dranske.

Tino Semper: Auf die Hans Beimler bin ich durch unseren gemeinsamen Freund Holger Neidel und das Buch „Raketen über See“ aufmerksam geworden, das er mitgeschrieben hat. Als Offiziersschüler wurden wir ja an der Rakete P-15 ausgebildet. Da hat mich Holgers Buch schon interessiert. Ist doch eine faszinierende Technik, oder? Außerdem gibt es auf youtube.com Videos über die Tarantul-Klasse. Wer einmal auf einem Kriegsschiff gefahren ist und dieses Schiff durch die See peitschen oder den Start einer Rakete sieht, kriegt doch nostalgische Gefühle. Mir ist es jedenfalls so ergangen.

Als wir dann mit Holger die Beimler in Peenemünde besichtigten, war doch alles wieder da. Angefangen von den Gerüchen auf einem Kriegsschiff – von Öl und Diesel bis zum Linoleum. Da ist es doch egal auf welchem Typ man einmal gefahren ist. Ich fühlte mich sofort wieder um 25 Jahre zurückversetzt – erinnerte mich an die Kameradschaft von damals und natürlich auch an die aus heutiger Sicht manchmal skurrilen Geschichten, die wir erlebt haben.

Hans-Jürgen Rusch: Wie bist du darauf gekommen, der Hans Beimler ein belletristisches Denkmal zu setzen? Was hat dich auf die Idee gebracht? Welche Vorstellungen bewegten dich?

Tino Semper: Wer wäre damals nicht gern mit einem Verband zu einem Flottenbesuch ins kapitalistische Ausland gefahren? Als im dritten Studienjahr an der Offiziershochschule die Fahrt nach Italien, die wir alle erhofft hatten, ausfiel, und wir statt dessen unser große Fahrt auf Landungsschiffen in der Ostsee machen mussten, waren wir doch alle richtig enttäuscht… So kam mir der Gedanke, wie es wäre, wenn man mit alten Kameraden so einen Flottenbesuch nachholen könnte. Es ging mir also primär zunächst nicht um die 575. Sie war eben einfach nur das letzte Volksmarine-Schiff, das irgendwie greifbar schien. Klar, keiner würde den Dampfer rausrücken! Da müsste man sich schon etwas einfallen lassen. Na ja, du hast es ja in deinem Buch beschrieben.

Sicher, ein Schiff wieder flott zu machen, das 20 Jahre an der Pier lag, halten heute Marine-(Experten) für unmöglich. Wenn ich mich aber zurückerinnere, was unsere Besatzungen manchmal ohne ausreichendes Material möglich gemacht haben, was improvisiert wurde, dann konnte ich mir durchaus vorstellen, dass ein motiviertes Team mit entsprechenden Mitteln heute durchaus in der Lage sein würde, ein Schiff wie die wieder flott zu machen.

Na ja, ich hatte mehr die komischen und skurrilen Stories vor Augen, die so eine Operation mit sich bringen könnte. Nun ist daraus ein spannender Thriller geworden. Ich habe ihn jedenfalls begeistert gelesen.

Hans-Jürgen Rusch: Du bist mir also nicht böse, dass in meinem Buch das motivierte Team keine ehemaligen Kameraden von uns sondern ehemalige Waffenbrüder sind, und dass ich aus deinem Traum von einem nachgeholten Flottenbesuch einen Terroranschlag gemacht habe? Zumindest hält sich die Beimler im Roman aber sehr wacker.

Tino Semper: Keineswegs, bestimmt hätte die angedachte Geschichte nicht für solch ein Buch gereicht und sehr wahrscheinlich wäre sie nicht so fesselnd wie ein Thriller um einen Terroranschlag mit aktuellen Bezügen gewesen. Irgendwie kommen ja die ehemaligen Kameraden im Buch zu ihrem Recht, wenn auch nur in einer Nebenrolle. Vielleicht weckt dieses Buch ja das Interesse der Leser an der Beimler und damit die Neugier an unserer untergegangenen Flotte.

Hans-Jürgen Rusch: Was wünscht du dir für die Zukunft der Hans Beimler?

Tino Semper: Ich würde mir wünschen, dass die Hans Beimler ein Stück deutscher Marine-Tradition wird. Wir haben ja immer ein problematisches Verhältnis zu unserer Geschichte. Es gab aber eine Volksmarine. Hier sind junge Menschen zur See gefahren mit all ihren Idealen, Wünschen und Sorgen – haben ihren Dienst verrichtet. Wäre das nicht eine ehrliche und echte Bereicherung der deutschen, maritimen Traditionspflege. Das ist aber wohl nur eine Utopie.

Hans-Jürgen Rusch: Mit dem Rückenwind meines Buches „Gekapert – Ein Ostseethriller“ wollen wir ja versuchen, deinen Wunsch wahr werden zu lassen; damit er keine Utopie bleibt. Vielen Dank für deine interessanten Antworten und noch einmal recht herzlichen Dank, dass du mir den Anstoß zu meinem Buch gegeben hast.

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Das Schicksal der Tarantul nach dem 03.10.1990

Es finden sich leider keine Quellen im Internet, welchen Weg die fünf Tarantul nach der Wiedervereinigung gegangen sind. Deshalb habe ich eine Reihe von ehemaligen verantwortlichen Offizieren gefragt und von Kpt. z. See a. D. Rüdiger Kubalek eine ausführliche Beschreibung erhalten, die ich hier gern ungekürzt wiedergeben möchte:

„Vom 03.10.1990 – 31.03.1991 war ich im Rahmen der Wiedervereinigung/Zusammenführung bzw.Neuorganisation Streitkräfte bei der 6.Flottille der ehem. NVA/VM als Leiter der Unterstützungsgruppe eingesetzt. In der 6.Flottille waren die sog. „Stoßkräfte“ der VM zusammengefaßt, zu meiner Zeit noch TS-Boote der Shershen-Klasse, RS-Boote der Osa-Klasse, die ersten Boote der BALCOM-10 Klasse/Projekt-Nr.151 und die 5 Kleinen Raketenschiffe/Projekt 1241RÄ „Tatantul“ mit den Bordnummern 571 – 575. Flottillenchef war bis zu seiner Entlassung am 31.12.1990 der Kapitän zur See (VM) Werner Murzynowski, Nachfolger wurde mit 01.01.1991 bis zur Auflösung der Flottille und Abgabe der Liegenschaften der Fregattenkapitän (ex VM) Wolfgang Schwarzer ( vorher Stabschef der Fltlt.). Mein Nachfolger als Leiter der Unterstützungsgruppe war der Fragattenkapitän „Didi“ Bausch.

Von den Tarantuls sind nur die 572 Rudolf Eglhofer(1241/2) und die 575 Hans Eimler(1241/5) interessant. 571,573 und 574 wurden verschrottet.

DieTarantuls waren zum Zeitpunkt meines Dienstantrittes sowohl materiell als auch personell so gut wie nicht mehr fahrbereit bzw.einsatzfähig. Im Rahmen der sich abzeichnenden politischen Veränderungen waren von sowjetischer bzw. russischer Seite die Ersatzteil- und Materiallieferungen schon seit geraumer Zeit eingestellt worden. Die Mannschaftsdienstgrade und Unteroffiziere o.P.waren so gut wie nicht mehr vorhanden, entlassen, weggelaufen, nicht mehr eingestellt. Die Flottille bestand praktisch nur noch aus Berufssoldaten, Unteroffizieren m.P. und Offizieren. Alle Anstrengungen in materieller und personeller Hinsicht konzentrierten sich auf die Herstellung der Fahrbereitschaft für eine Tarantul – nach dem das Interesse der US-Navy an der Übernahme einer Einheit offiziell wurde – und für ein Boot der Balcom-10-Klasse im Rahmen der Übernahme dieser Klasse durch den Bundesgrenzschutz See. Bezüglich Tarantul fiel die Entscheidung auf die 572 Rudolf Egelhofer, da diese Einheit den besten materiellen Zustand von allen Tarantuls aufwies, die anderen 4 Einheiten wurden „kannibalisiert“ bzw. als Ersatzteillager genutzt.Mit der Besatzung verhielt es sich ähnlich, sie setzte sich aus allen Einheiten zusammen. Kommandant war der Kapitänleutnan (ex VM) Andre Kuhfuß.Waffenmäßig war 572 nicht einsatzbereit. Munition und Raketen waren ausgelagert. Bei den Raketen getrennte Lagerung der Suchköpfe (P21 FM-Suchkopf, P22 IR-Suchkopf),der Raketen-Körper und der Flüssigkeits-Antriebsmittel – 2 Komponenten, höchst explosiv und aggressiv – auf dem Bug und in Tilzow.Mit 572 nahm ich im Zeitraum Okt. – Dez. 1990 an der Seeklarbesichtigung, einer Fahrt zusammen mit einer Einheit der Balcom-10-Klasse nach Flensburg,Olpenitz und Kiel und an der von Adm.Horten angeführten Fahrt um Kap Arcona /Königsstuhl teil. Okt. 1991  wurde 572 weiter unter Kptlt. Kuhfuß als P6166 Hiddensee von der Deutschen Marine übernommen und am 27. Nov.an die US-Navy übergeben. Soweit mir bekannt ist, fuhr Kptlt Kuhfuß mit einer 20 köpfigen Besatzung aus ehem.NVA/VM Besatzungsangehörigen in den USA eine Reihe von Versuchen bzw. Erprobungen für die US-Navy. 572 liegt heute im U.S.Marinemuseum in Fall River Nähe Boston.

575 Hans Beimler kam nach Peenemünde, da das dort im Entstehen befindliche Raketen- Museum Interesse an einer Tarantul angemeldet hatte. Ich vermute, daß der beste optische/äußere Zustand der Grund für die Wahl von 575 war.“

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Rundgang über die Hiddensee

Neben der Hans Beimler (575), die in Peenemünde liegt, gibt es noch ein Schwesternschiff (572), das als Hiddensee in die USA gegangen war und heute als Museumsschiff in Fall River (MA) liegt. Ein Kamerad vom Forum der 6. Flottille hat jetzt auf Youtube ein Video entdeckt, das einen (Schnell-)Rundgang über die Hiddensee zeigt. Den Link wollte ich euch hier nicht vorenthalten:

http://www.youtube.com/watch?v=Hz374-27w0E&feature=youtu.be

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Ein erster (wichtiger) Schritt

Nun endlich ist eine erste Entscheidung gefallen: Nach einigem Hin und Her haben wir uns mit dem Verlag auf den Titel des Buches geeinigt.

Erst dachte ich, das wird nie etwas – vom Verlag kam ein Vorschlag, den ich leider verwerfen musste. Nach meiner Auffassung müssen insbesondere seemännische Begriffe genau zum Inhalt passen. Dem vom Verlag favorisierten Titel „Abgedriftet“ konnte ich nicht zustimmen, weil im Buch nichts, aber auch gar nichts, abdriftet – nicht einmal ein Papierboot. Aber die Idee, ein Verb in der Passivform zu nehmen, fand ich gut. Und so strengte ich meine grauen Zellen an und machte einige Vorschläge. Auf der Criminale in der vorletzten Woche setzte ich mich mit dem Verleger und der Programmchefin zusammen und nach 10 Minuten hatten wir die Lösung: „Gekapert“ mit dem Untertitel „Ein Ostsee-Thriller“.

Damit steht als nächstes das Cover aus. Ich habe erst einmal den neuen Titel in mein Arbeitscover eingefügt. Macht sich ganz gut.

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So langsam wird’s ernst!

Beim Verlag rückt das Frühjahrsprogramm 2013, in dem mein Buch erscheinen wird, so langsam ins Blickfeld. Und damit wird es ernst in Bezug auf die Frage, wie das Buch das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird. Auch wenn wir uns über den Inhalt des Buches bereits einig sind, setzen jetzt die Diskussionen um einen wirkungsvollen Titel ein. Wir haben schon einige Vorschläge ausgetauscht. Als nächstes wird es dann um das Cover gehen. Und ich bin gespannt, welchen Programmplatz dem Buch zugewiesen wird.

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