Nachdem ich am Wochenende den Blog eingerichtet habe, möchte ich ein wenig in Erinnerungen schwelgen und erklären, wie ich zu dem Buchprojekt gekommen bin.
Im September 2010 bekam ich eine Nachricht von Holger Neidel – er kannte mich aus dem NVA-Forum und wusste, dass ich belletristische Bücher schreibe – ich möge ihn doch einmal anrufen. Das folgende Telefonat geriet etwas länger. Holger berichtete mir, dass die „Hans Beimler“, die lange Jahre im Museum in Peenemünde lag, nach Dänemark an das Koldkrigsmuseum Langelandsfort verkauft werden soll. Holger hatte sich zusammen mit einem Freund in den Jahren zuvor um das Schiff gekümmert, soweit ihnen das möglich gewesen war. Natürlich hatten sie auch darum gekämpft, dass die 575 in Deutschland bleibt, nachdem bereits 2009 erste Gerüchte eines Verkaufs aufgekommen waren. Die Kameraden hatten sogar geprüft, ob die 575 nicht nach Dranske gebracht werden könne.
Das hatte alles nichts genutzt und so war aus den Gerüchten letztendlich Gewissheit geworden – das Koldkrigsmuseum Langelandsfort kündigte die 575 auf seiner Internetseite als neue Attraktion an. Und so waren Holger und seine Freunde auf die Idee gekommen, dem Schiff wenigstens literarisch ein Andenken in Deutschland zu bewahren. Und so hatte Holger mich angerufen und gefragt, ob ich die 575 nicht in den Mittelpunkt eines Buches stellen möchte. Er lieferte auch gleich die Grundidee mit: Während der Überführung der 575 nach Dänemark kann ja etwas passieren …
Ich hatte damals nicht lange überlegen müssen und schnell Feuer für den Stoff gefangen. Ich kannte das Schiff natürlich von einigen Besuchen in Peenemünde und mich reizte die Idee, die 575 zumindest in der fiktiven Welt eines Buches wieder zum Leben zu erwecken. Dieses „… kann ja etwas passieren …“ von Holger stellte sich für mich beim näheren Überlegen als ziemlich kompliziert heraus. Zunächst drängte sich die Idee einer Entführung der 575 auf. Aber was bedeutete das? Mir schwebte irgendwo die Handlung eines Thrillers vor Augen, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt: Geschwader von Kriegsschiffen jagen den Bösewichten über die Meere hinterher und Krisenstäbe auf höchster Ebene versuchen, den Schurken das Handwerk zu legen.
Je länger ich dann über die Details nachdachte, umso mehr Fragen tauchten auf:
- Wie wird die 575 aus dem Schleppverband herausgelöst? Mit Gewalt?
- Wie flüchtet die 575? Am Haken eines Schleppers? Aus eigener Kraft?
- Was löst die Entführung der 575 bei deutschen Behörden aus? Ich hatte einmal etwas von einem Havariekommando gehört, das für Vorfälle auf See zuständig ist. Musste ich die mit einbeziehen?
- Was musste passieren, damit die Deutsche Marine eingreift?
Je länger ich über den Stoff nachdachte, umso höher wurde der Berg an Fragen, die mir mein Nichtwissen gespenstisch deutlich vor Augen führten. Während meiner Recherchen habe ich aber kompetente Menschen gefunden, die mir halfen. Doch dazu in einem der nächsten Beiträge mehr.