Interview Oliver Klotzin – Teil 2

Buggeschütz
Die ersten Maßnahmen der Erneuerung sind sicherlich notwendig, um auch zukünftig den Gästen einen lohnenswerten Besuch an Bord zu bieten. Aber woher kommt das Geld, das notwendig ist?

Die Tarantul wird das Geld selbst einspielen. Die Eintrittsgelder diesen Jahres haben bereits einen ersten Grundstock gelegt. Dazu die Verkaufserlösen deines Buches „Gekapert“, die der „Hans Beimler“ im vollen Umfang zufließen. Mit dieser Summe lässt sich schon einiges anfangen.

Wie siehst du die finanzielle Zukunft des Schiffes? Rechnest du mit Fördergeldern oder Sponsoren?
Nein! Ich rechne nicht mit Geldzuflüssen von außen, ich möchte auch nicht darauf angewiesen sein. Die Tarantul behandle ich wie ein kleines Unternehmen, das sich selbst tragen muss – und ich bin fest davon überzeugt, dass genug Geld eingespielt werden wird. Den Hafen Peenemünde besuchen jedes 400.000 Gäste, jeder 4. geht auf das U-Boot drüben an der Stichpeer. Warum soll es uns nicht gelingen, jeden 10. Urlauber, der hierher auf die Nordostspitze Usedoms kommt, auf der „Hans Beimler“ begrüßen zu können. Nein, wir werden genug Einnahmen bekommen, um den Unterhalt des Dampfers zu bestreiten und ihn weiter auszubauen.

Bei deiner Berechnung müssten sogar Überschüsse erzielt werden können. Die fließen dann in die Hafenbetriebsgesellschaft zurück?
Nein! Jeder Euro, den die Tarantul einbringt, wird wieder investiert, um das Schiff noch attraktiver zu machen. In meinem Konzept für den Tourismus auf der „Halbinsel Peenemünde“ spielt die „Hans Beimler“ eine zentrale Rolle. Alle anderen Einrichtungen profitieren von dem Schiff – die Besucher kommen auf das Restaurantschiff, übernachten auf dem Campingplatz oder im Hotel. Und je attraktiver das Schiff ist, umso mehr Gäste ziehen wir an. Wenn wir an Bord einen zufriedenstellenden Zustand erreicht haben, kümmern wir uns um den Ausstellungsbereich an Land.

Was ist da geplant?
Das HTM drüben auf der anderen Seite des Hafens zeigt die Geschichte Peenemündes bis 1945. Aber danach wurde der Ort nicht abgerissen, im Gegenteil: Mit der 1. Flottille der Volksmarine wurde die militärische Rolle der Gegend hier fortgeschrieben, zumal in Peenemünde West auch noch Jagdflieger stationiert waren. Gewissermaßen war auf der Urlaubsinsel Usedom ein Zentrum des Kalten Krieges entstanden, dessen Geschichte wollen wir mit einer Ausstellung an Land zeigen.

Vorhin sprachst du von den Helfern, auf die du angewiesen bist und deren Unterstützung du gern in Anspruch nimmst. Steht dir da ein Verein zur Seite?
Wir wollen hier bewusst keine Vereinsmeierei praktizieren. Keiner soll etwa gezwungen sein, eine bestimmte Anzahl von Pflichtstunden abzuleisten. Glücklicherweise gibt es eine kleine Anzahl von Enthusiasten, die mir zur Seite stehen. Du gehörst ja auch dazu. Besonders freue ich mich über die Unterstützung ehemaliger Offiziere und Matrosen, die auf einer Tarantul gefahren sind, mit Holger an der Spitze.

In Gesprächen mit Kameraden aus Volksmarinezeiten erlebe ich aber immer noch Skepsis gegenüber deinem Vorhaben. Und diese Skepsis hindert sie, sich hier zu engagieren.
Was kein Wunder ist! Das Schattendasein, das die „Hans Beimler“ in den vergangenen 20 Jahren gefristet hat, das ewige Hin und Her, die immer wieder aufgekeimten Gerüchte, der Kahn werde verschwinden, hat Spuren hinterlassen. Jetzt müssen wir eben beweisen, dass wir es ernst meinen und die Skeptiker überzeugen. Ich will jedenfalls alles dafür tun und die Chancen stehen gut – im Herbst 2015 werden wir deutlich weiter sein als heute.

Diesen optimistischen Ausblick könnten wir eigentlich als Schlusswort stehenlassen. Dennoch möchte ich am Ende die Frage nach der Zusammenarbeit mit dem HTM stellen: Ist das Museum jetzt froh, die Tarantul los zu sein?
Ich habe die Verantwortung für die Tarantul übernommen, um das Museum zu entlasten. Das bedeutet aber nicht, dass die Kollegen des HTM das Interesse an dem Dampfer hier völlig verloren hätten – immerhin sind sie ja weiterhin Besitzer im juristischen Sinn. Und so pflegen wir weiterhin die Kontakte, sprechen uns über die zukünftigen Aktionen ab und sorgen so gemeinsam, jeder in seiner Rolle, für ein Gelingen des Projektes.

Dann wünsche ich dir und allen Sympathisanten der „Hans Beimler“ gutes Gelingen.
Vielen Dank für das Gespräch!

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2 Antworten zu Interview Oliver Klotzin – Teil 2

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