Das doppelte Lottchen

Können zwei Bücher, die annähernd gleichzeitig erscheinen, den gleichen Titel haben? Bis vorgestern hätte ich ganz klar gesagt: „Nein!“ Aber das Leben weiß es besser.

Gestern Abend stieg ich in Frankfurt aus dem Flieger, der mich binnen 11:20 Stunden aus Shanghai ins heimatliche Deutschland zurückgebracht hatte. Also war ich für einen halben Tag telefonisch nicht erreichbar gewesen. Ich schaltete mein Handy ein und fand drei verpasste Anrufe vor – einer von meiner Lektorin Claudia Senghaas und zwei von meiner Frau Iris. Claudia war gerade nicht zu erreichen gewesen, also rief ich meine Frau. Ich solle unbedingt Claudia anrufen – es gebe Problem mit dem Titel „Gekapert“. Mich erfasste Panik; so kurz vor dem Erscheinen noch das – immerhin haben Verlag und ich wochenlang um den Titel gerungen. Und ausgerechnet jetzt muss Claudia wohl in einer Besprechung sein, weil sie nicht ans Telefon geht.

Ich muss wieder ins Flugzeug nach Bremen. Das hat Verspätung und kommt erst eineinhalb Stunden später, um 22:30 Uhr, an. Und jetzt erreiche ich endlich auch Claudia. Schon nach wenigen Worten fällt mir ein Stein vom Herzen – der Titel meines Buches ist nicht gefährdet! Claudia berichtet das Wichtigste: Der Suhrkamp-Verlag will im Frühjahrsprogramm 2013 auch einen Roman mit dem Titel „Gekapert“ rausbringen. Aber! Wir haben die älteren Titelrechte. Mein Verlag will sich mit Suhrkamp einigen, damit der andere Roman auch den Titel behalten kann. Ob ich etwas dagegen habe? Natürlich nicht, wenn der Verlag das regelt. Mir war halt nur wichtig, dass mein Buch mit „Gekapert“ betitelt ist.

Nun bin ich mal gespannt, was daraus wird.

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